Aus Ausschuss gefertigt. Informelle Produktion am Arbeitsplatz
In der Zeit des Staatssozialismus und der nach 1990 einsetzenden Deindustrialisierung wurde die informelle Herstellung von Haushalts- und Dekorationsgegenständen am Arbeitsplatz zu einem regelrechten Phänomen in Reșița. Diese Gegenstände wurden von den Einheimischen „Pfuschereien“ genannt. Die meisten Einwohner in der Stadt arbeiteten entweder im Stahlkombinat oder im Maschinenbauunternehmen.
Mariana, eine ehemalige Lehrerin, bat ihren Ehemann, einen Techniker im Kombinat, bestimmte Gegenstände herzustellen, die sie benötigte oder sich wünschte, aber im Handel nicht zu finden oder zu teuer waren. Darüber hinaus machte es sich ihr Mann zur Gewohnheit, die Familie mit Gegenständen zu überraschen, deren Design sich von Serienanfertigungen abhob. Sie erinnert sich daran, wie diese „Pfuschereien“ Gegenstand von Wettbewerb wurden und sogar Neid zwischen Familien auszulösen vermochten.
Die Folgen des Booms. Verpasste Chancen
Stoffe und Kleidung haben während ihres gesamten Lebenszyklus Folgen für die Umwelt. Der Film erzählt von den Umweltfolgen der Fast-Fashion-Industrie: wie die auf dem Feld geerntete Baumwolle die Handelskette durchläuft, wie die Menschen im Konsumrausch mehr Kleidung aus den Geschäften nach Hause mitnehmen, als sie in ihrem ganzen Leben brauchen, wie sie im Lager und oft als Müll auf Deponien landet. Und wie geht es weiter? Die Interviews helfen, das Potenzial von Textilabfall als wiederverwendbarer Rohstoff zu verstehen. Zur Sprache kommen darin nachhaltiges Design, intelligente Lösungen und Werte. Geführt wurden die Interviews mit Fachleuten: einem Ethnologen, einem Designer und einem Schöpfer von „Trash-to-Trend“-Ideen. Die Umgebung für die im Film verwendeten Installationen wurde zusammen mit Schülern in der partizipativen Halle bzw. Bastelgalerie des Museums geschaffen, wo junge Leute sich mit dem ökologischen Fußabdruck von Mode, der Lieferkette, der nachhaltigen Abfallwirtschaft und einer möglichen neuen Textilstrategie für Europa auseinandersetzten.
(Ab)getragene Kleidung
Nach skandinavischem Vorbild hat Peter Verblač auf den Straßen von Celje Kleiderständer mit der Aufschrift „Vom Schrank auf die Straße“ aufgestellt. Seine Mitbürgerinnen und Mitbürger fordert er auf, nicht mehr benötigte Kleidung dazulassen und mitzunehmen, was ihnen gefällt. Der Kleidertausch im öffentlichen Raum macht einiges möglich: Kleidung für jene, die kein Geld für neue Sachen haben, einen Tauschbazar für alle, die wissen, wie sehr neue Kleidung der Umwelt schadet, und interessante Möglichkeiten für Leute, die sich einfach mal wieder etwas Neues gönnen wollen. Das Video zeigt die Entwicklung des Kleiderbazars auf der Straße und die Reaktionen der Einwohnerinnen und Einwohner von Celje.
Mutonia. Eine Familie kreiert Welten
Im Sommer 1990 ließ sich die von Joe Rush und Robin Cooke im Londoner Stadtteil Shepherd‘s Bush gegründete Gruppe von Bildhauern und Performance-Künstlern namens „Mutoid Waste Company“ am Rande des Ortes Santarcangelo di Romagna unweit von Rimini in der italienischen Region Emilia Romagna in einem verlassenen Steinbruch nieder. Seitdem ist Mutonia, wie sie ihren Wohn- und Arbeitsbereich getauft haben, eine Gemeinschaft von kreativen Menschen, die sich der Erschaffung von Kunst aus Industrieabfällen verschrieben haben. Mutonia ist inzwischen von den italienischen Behörden als Kunstpark anerkannt worden, und seine Bewohner empfangen häufig Besucher aus ganz Europa, die die poetische Kraft und das Engagement dieses Künstlerkollektivs schätzen. In Mutonia wird Abfallmaterial zum Katalysator für eine Gemeinschaftsarbeit, bei der die Kreativität nicht nur der Künstlergruppe selbst zugutekommt, sondern auch den angrenzenden Bewohnern, die häufig Veranstaltungen rund um die Kunstwerke organisieren.
Die Mitglieder dieser Gemeinschaft fühlen sich eng mit der historischen Wirtschafts- und Gesellschaftsstruktur der Bewohner von Santarcangelo verbunden, die auch weit davon entfernt waren, „Abfall“ geringzuschätzen, sondern ihn vielmehr als eine Chance begriffen haben, ihre technischen Fertigkeiten zu verbessern und ihre Lebensqualität zu erhöhen. Deshalb hat das Ettore-Guatelli-Museum, das sich in derselben Region, etwa 200 km nordwestlich von Mutonia, befindet, die Arbeit dieser Künstlergemeinschaft immer als gleichwertig mit der von Ettore Guatelli und seiner Mitstreiter betrachtet, die die Artefakte der Museumssammlung aus alten Gegenständen erschaffen haben.
Joachim Siluè. Die "weise" Form der Dinge
Dies ist die Geschichte des Künstlers Kagnedjatou Joachim Silue, geboren in Abidjan in der Elfenbeinküste, der seit drei Jahrzehnten in Italien lebt. Sein Schaffensdrang konzentriert sich auf die Beobachtung, Achtung und künstlerische „Übersetzung“ des „Wesens“ von Objekten, die er zufällig auf den Straßen der von ihm besuchten Städte gefunden und in deren unscheinbarer Gestalt er ihr wahres Potenzial erkannt hat, uns nämlich Lehren für das menschliche Zusammenleben zu vermitteln, die wir bislang nicht wahrnehmen wollten.
Im Sommer 2021 betrat Joachim Silue anlässlich seiner Teilnahme an der Kunstausstellung „Visionen des Innergewöhnlichen – Zeit, Erde und Lebensentwürfe“ zum ersten Mal das Ettore-Guatelli-Museum. Von Anfang an fühlte er sich mit dem Werk von Ettore Guatelli verbunden, der ebenfalls seine Aufmerksamkeit den Menschen am unteren Rand der Gesellschaft geschenkt hatte, deren Lektionen von beiden Künstlern wahrgenommen werden bzw. wurden. Es sind wichtige Lektionen für unsere Gesellschaften, die zwar mit der Industrialisierung zu Wohlstand gekommen sind, aber im Hinblick auf unsere Fähigkeit zur Selbstverwirklichung nach wie armselig sind.
Joachim Silue bringt mit seinem Talent und technischen Geschick weggeworfene Gegenstände zum Sprechen und verwandelt sie in Brücken, die uns Zugang zu den Schätzen von Welten verschaffen, die wir nur schwer wahrnehmen können und die uns die Weisheit von Menschen näherbringen, an denen wir sonst achtlos vorbeigehen.
"Ettore Guatelli – Die Unsterblichkeit der Dinge"
Das Ettore-Guatelli-Museum erzählt eine Geschichte von Objekten, die kunstvoll an Wänden und Decken angeordnet sind. Sie sind das Ergebnis der rund 60-jährigen Sammeltätigkeit des Grundschullehrers Ettore Guatelli aus der Provinz Parma, der die Ausstellung ständig um neue Exponate ergänzte. In den 1950er Jahren begann Ettore Guatelli, die Bestände von Sammlern in den Apenninen aufzusuchen, zunächst nur, um darin zu stöbern, dann um, damit Geschäfte zu machen, und später, um Möbel, Gegenstände und Werkzeuge aus Bauernhäusern und Handwerksbetrieben, die in jenen Jahren modernisiert wurden, vor der Zerstörung zu bewahren. Bei den von ihm geborgenen und ausgestellten Objekten handelt es sich nicht um seltene oder kostbare Stücke, wie sie in vielen herkömmlichen Museen zu sehen sind, sondern um Alltagsgegenstände, die noch immer den Stempel derer tragen, die sie täglich benutzt haben. Diese hat er einem neuen Zweck zugeführt, sodass sie schließlich zu seinem Lebenswerk geworden sind. Das nach ihm benannte Museum ist somit ein Ort für langlebige Objekten und ein spontanes Design der Wiederverwertung. Diese Geschichte, die durch die Stimmen derjenigen wieder lebendig wird, die ihm am nächsten standen und heute als Museumsführer fungieren, soll weniger ein Gefühl der Nostalgie vermitteln, als vielmehr den Wunsch zum Ausdruck bringen, Erinnerung und Kreativität in die heutige Welt hinüberzuretten, was sich in der ökologischen Ausrichtung des Museums widerspiegelt.
Selbst Gebasteltes
Selbst Gebasteltes oder Gegenstände, die in landwirschaftlichen Betrieben von den Landwirten für den betrieblichen Bedarf hergestellt wurden. Hier handelt es sich um Gegenstände, für die verbrauchte andere Gegenstände, Werkzeuge oder Maschinen genutzt werden. Dabei werden kaputte Gegenstände oder Teile davon zur erneuten Nutzung wieder in Umlauf gebracht. Auf dem Land waren Ingenieurkunst oder technische Kreativität sehr gefragt, zumal die Kultur auf dem Land in Polen noch im 19. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf dem Gedanken der Selbstgenügsamkeit beruhte. Selbst Gebasteltes ist jetzt unter den aktuellen ökologischen Herausforderungen ein wichtiger Beitrag zur Diskussion über Gegenstände mit einem Zweitnutzen, der in diesem für uns alle historischen Augenblick so wichtig ist.
Voices from the Wasteocene –The Artist
Wir hören die Stimme des Künstlers Michelangelo Pistoletto, der weggeworfene Materialien und nutzlose Gegenstände – die als Abfall geschaffen wurden – neu überdenkt und erzählt, wie er sie wiederverwendet.
Inspiriert von der Art und Weise, wie die Natur organische und natürliche Abfälle verarbeitet, können Künstler gewöhnliche Materialien verarbeiten und regenerieren, indem sie sie in ein edles Element eines Kunstwerks verwandeln.
Es ist eine Chance, etwas Überraschendes in der gewöhnlichen Materialität zu sehen, aber auch zu sehen, was Kunst im Hinblick auf die aktuelle Abfallkrise leisten und zu sagen hat.