
von Annelies van Rijen, Outreach-Koordinatorin
Überblick
Im kommenden Jahr werden eingeladene Redner*innen die Teilnehmer*innen von Echoes dabei unterstützen, ihre eigenen kritischen und kreativen Perspektiven auf die Museumspraxis zu entwickeln. Sie werden dem Kollektiv bei der Auswahl der „fehlenden“ Erzählungen helfen, die sie im Haus der Europäischen Geschichte ausstellen möchten. Am Samstag, dem 19. Oktober, reiste Fadima Aroua von Antwerpen nach Brüssel, um die Echoes-Mitglieder zu treffen und mit ihnen über die Bedeutung von Neutralität in Museen zu diskutieren.
Fadima arbeitet als Politikberaterin für Diversität und Inklusion an der Universität Antwerpen und ist Jugendarbeiterin bei Girls in the City
- Sensibilisierung für die Konzepte von Neutralität und Inklusion im Kontext eines Geschichtemuseums
- Entwicklung kritischer und persönlicher Sichtweisen auf die Entscheidungen, die Museen bei der Präsentation von Geschichte treffen
- Interaktive Erkundung der Dauerausstellung

Rad sozialer Identität
Wie wirken sich unsere Position, unser Bezugsrahmen und unsere Privilegien oder Verwundbarkeiten auf unsere Arbeit aus? Die Teilnehmer*innen des Workshops gingen dieser Frage nach, indem sie ein „Rad sozialer Identität“ untersuchten, wie unten dargestellt. Jede*r dachte fünf Minuten lang über die folgenden Fragen nach:
- Gibt es Identitätsmerkmale, die Dir am meisten bewusst sind?
- Gibt es Identitätsmerkmale, denen Du Dir am wenigsten bewusst bist?
- Gibt es Identitätsmerkmale, die bestimmen, wie Du Dich selbst siehst?
- Gibt es Identitätsmerkmale, die bestimmen, wie andere Dich sehen?
Die folgende Gruppendiskussion ermöglichte es den Teilnehmer*innen zu verstehen, wie einige Aspekte uns privilegieren können, während andere uns verwundbarer machen können. Gleichzeitig entwickelt sich unsere Identität ständig weiter und interagiert mit einer Welt, in der es unterschiedliche soziale Positionen und verschiedene Formen von Diskriminierung gibt.
Wenn wir unsere Position, unseren Bezugsrahmen und unsere Privilegien oder Verwundbarkeiten transparent machen, können wir andere Perspektiven anerkennen und andere Stimmen einbeziehen.

Gibt es so etwas wie Neutralität?
Fadima und das Kollektiv setzten ihre Arbeit rund um die Bedeutung von Neutralität in Museen fort. Einerseits betrachten Menschen Museen als Organisationen mit einem historischen Erbe, die auf der Grundlage wissenschaftlicher und historischer Standards bewahren und bilden. Sie genießen das Vertrauen der Öffentlichkeit und haben Autorität, sie möchten inklusiv und zugänglich sein, und es besteht ein allgemeiner Wunsch in Museen, Konflikte zu vermeiden.
Gleichzeitig sind kuratorische Entscheidungen die Grundlage dafür, was in einem Museum ausgestellt wird und was nicht. Diese Entscheidungen beeinflussen auch die Interpretation und Gestaltung von Themen und Objekten. Museumsfachleute treffen diese Entscheidungen in einem kulturellen und politischen Kontext und diese Entscheidungen spiegeln gesellschaftliche Werte wider. Weitere Aspekte, die bei der Neutralität in Museen berücksichtigt werden müssen, sind die unterschiedlichen Finanzierungsarten sowie das koloniale Erbe vieler Museen.
In diesem Zusammenhang sind zwei Ansätze zur Vielfalt möglich. Der eine lautet: „Ich sehe keine Hautfarbe! Alle sind gleich! Eine Standardlösung ist ausreichend.“ Der andere lautet: „Ich sehe Hautfarbe. Menschen sind unterschiedlich und haben unterschiedliche Bedürfnisse. Wir brauchen mehrere Lösungen.“
Bei der ersten Herangehensweise betonte Fadima, dass Gleichbehandlung an sich kein Problem darstellt, dass man sich aber immer wieder fragen muss, auf wen oder was man sich bezieht, wenn man die Bedeutung von Gleichheit betont.

Erstelle Deine eigene Ausstellung
Der Workshop endete mit einer interaktiven Übung. Das Kollektiv teilte sich in drei Gruppen auf und jede Gruppe besuchte die Dauerausstellung mit folgenden Fragen im Hinterkopf:
- Welche Erzählungen fehlen derzeit in der Ausstellung und welche Themen und Geschichten könnten hinzugefügt werden?
- Wie können unterrepräsentierte europäische Gemeinschaften einbezogen werden?
- Wie kann die Ausstellung inklusiver und für verschiedene Zielgruppen zugänglicher gestaltet werden?
- Wie kann die Ausstellung die Besucher*innen dazu anregen, kritisch zu denken und sich in das Thema hineinzuversetzen?
Der Workshop endete damit, dass die Gruppen ihre Ideen auf einem Visionboard präsentierten. Für die kommende Ausstellung wurden folgende Punkte diskutiert:
- Persönliche Geschichten hervorheben, die mehr Emotionen hervorrufen können.
- Eine Ausstellung, die die Stimmen junger Menschen in den Vordergrund stellt, die Geschichte nicht erlebt haben, aber das Produkt dieser Geschichte sind.
- Die Geschichten von Widerstand und Demonstrationen beleuchten, die uns noch heute in Erinnerung sind.
- Die Geschichte durch andere Brillen, andere Blickwinkel betrachten.
- Ein Besuchererlebnis anstreben, das das Gefühl unterstreicht: je suis là, je suis à ma place.
- Schaffen eines immersives Erlebnisses wie im 5. Stock mit der Wohnungseinrichtung.
- Den Besucher*innen ermöglichen, zur Ausstellung beizutragen: ein Museum für die*den Besucher*in, mit dem*der Besucher*in.
- Ausstellung eines generationenübergreifenden, immersiven Erlebnisses mit Aufnahmen von Menschen von heute, weil wir uns ihnen vielleicht näher fühlen.
Wenn Du über „Echoes“ auf dem Laufenden bleiben möchten, melde Dich für unseren Newsletter an, da bald weitere Neuigkeiten folgen werden, und folge unseren Social-Media-Kanälen. Bei Fragen zum Projekt wende Dich bitte an Annelies van Rijen, die Projektmanagerin von „Echoes“.
Dieser Workshop wurde in Zusammenarbeit mit Ama Korangteng-Kumi, der Gründerin des MINO Art Space, konzipiert.