
Der erste weltkrieg
1914, ein Wendepunkt für Europa. Politisch, wirtschaftlich und kulturell hatte Europa den Höhepunkt seiner globalen Macht erreicht.
Doch der Ausbruch des Ersten Weltkriegs, des ersten industrialisierten Massenkriegs, verursachte beispiellose Zerstörungen auf den Schlachtfeldern und in den Gesellschaften insgesamt. Diese vier Jahre erschütterten Europa in seinen Grundfesten und stürzten es in einen globalen Konflikt, wie es ihn noch nie zuvor gegeben hatte.
Diese Katastrophe war der Auslöser für das mörderischste Jahrhundert in der europäischen Geschichte, und ihre traumatischen Auswirkungen hatten tiefgreifende Auswirkungen auf das europäische Gedächtnis.
Im belgischen Ypern setzten die Deutschen 1915 erstmals Giftgas ein. Man hatte nach Mitteln gesucht, die im Stellungskrieg festgefahrenen Kampfhandlungen wieder in Bewegung zu bringen. So war der Gedanke entstanden, Gas als Waffe zu benutzen. Sowohl Chlorgas als auch Brom und Senfgas kamen zum Einsatz. Durch das Giftgas starben zwar nur relativ wenige Menschen, die psychologischen Auswirkungen auf die Soldaten waren aber immens. Die Gasmaske veranschaulicht eindrücklich die Entmenschlichung des Individuums in diesem Krieg.
Gasmasken für den Krieg
Vereinigte Staaten von Amerika, 1917
Hulton Archive / Stringer / Getty

Am 28. Juni 1914 tötete Gavrilo Princip in Sarajevo den Thronfolger von Österreich-Ungarn, Erzherzog Franz Ferdinand, und dessen Frau. Gavrilo Princip war ein bosnischer Serbe, der ein von Österreich unabhängiges Jugoslawien anstrebte. Dieses Ereignis machte das ohnehin instabile Gleichgewicht der Kräfte zunichte und stürzte den Kontinent in den Ersten Weltkrieg.
Beim Attentat von Sarajevo verwendete Pistole
Belgien, 1910
Heeresgeschichtliches Museum, Wien, Österreich

Schätzungsweise zehn Millionen Soldaten kamen während des Ersten Weltkriegs zu Tode. Die sterblichen Überreste vieler wurden niemals identifiziert. In Europa entstand die Figur des „unbekannten Soldaten“. Dieses Symbol ermöglichte es den Menschen, auf Friedhöfen und an Denkmälern der im Kampf Gefallenen öffentlich zu gedenken. Nach dem Ende des Krieges verloren die Regierenden, die dieses sinnlose Abschlachten verursacht oder zugelassen hatten, den Respekt der Bevölkerung. Die Landschaften Europas hatten sich durch die Wunden des Krieges für immer verändert. Heute zeugen Gräberfelder und Gedenkstätten von den Schlachten.
Grabkreuz für unbekannte Soldaten
Isonzofront, Österreich Ungarn, 1914–1918
Beton und Stacheldraht
Kobariški muzej, Kobarid, Slowenien

Totalitarismus kontra demokratie
Als Folge des Ersten Weltkriegs gingen bestehende Weltreiche unter und neue Staaten entstanden. Pazifismus und der Gedanke der europäischen Einigung gewannen an Einfluss.
In ganz Europa war die parlamentarische Demokratie auf dem Vormarsch; in der Sowjetunion hingegen entstand die erste kommunistische Diktatur. 1939 waren die meisten der neu entstandenen Demokratien jedoch schon wieder gescheitert und die Mehrzahl der Europäer lebte unter autoritären oder totalitären Regimen, in denen das öffentliche und private Leben gewaltsam kontrolliert wurden und die persönlichen Freiheiten stark eingeschränkt waren.
1933 kamen die Nazis an die Macht und errichteten ein totalitäres Regime, das auf der angeblichen biologischen Überlegenheit der „arischen“ deutschen „Herrenrasse“ beruhte, die angeblich dazu ausersehen war, Europa zu beherrschen. Die Juden wurden für alle Probleme in Deutschland verantwortlich gemacht und man unterstellte ihnen, die Übernahme der Weltherrschaft zu planen.
Audio Guides
- Neue politische Landschaft
- Demokratie
- Staat und Nation
- 1917-1920
- Ausbreitung der Revolution
- Totalitarismus kontra demokratie
- Bruch mit Traditionen
- Pazifismus / Ethnische Konflikte
- Verständigungspolitik / Revanchismus
- Europäische Idee / Faschismus
- Keynesianismus / Weltwirtschaftskrise
- Autoritäre Regime
- Ideologie (Stalinismus)
- Führerkult (Stalinismus)
- Wirtschaft (Stalinismus)
- Massenterror (Stalinismus)
- Völkermord und Massenterror (Nationalsozialismus)
- Wirtschaft (Nationalsozialismus)
- Führerkult (Nationalsozialismus)
- Ideologie (Nationalsozialismus)
- Internationale Auswirkungen des Spanischen Bürgerkriegs
Der Personenkult um Joseph Stalin begann bereits kurz nach seiner Machtübernahme in den späten 1920er-Jahren und erreichte nach dem Sieg der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg seinen Höhepunkt.
„Haltet das Banner von Marx, Engels, Lenin und Stalin hoch!“
Sowjetunion, 1933
Gustav Klutsis (1895-1938)
Plakat Reproduktion
Российская государственная библиотека / Russische Staatsbibliothek, Moskau, Russland

Die Verfassungen der meisten Staaten Europas gewährten den Männern – und in vielen Fällen auch den Frauen – das Wahlrecht. Mit der Einschränkung der staatlichen Macht kam es zu einer wirklichen Demokratisierung.
Wahlurne Finnland
frühes 20. Jahrhundert
Vapriikki Museokeskus, Tampere, Finnland

Auf der Versammlung des Völkerbunds am 7. September 1929 rief der französische Minister Aristide Briand die europäischen Staaten zur einhelligen Verurteilung von Kriegen und zur Abrüstung auf. Zum ersten Mal hatte also ein europäischer Staat die Initiative ergriffen und ein gemeinsames europäisches Handeln eingefordert.
Aristide Briand (1862-1932) beim Völkerbund
Foto: Erich Salomon (1886-1944)
Granger Historisches Bildarchiv/Alamy Stock Photo

Die Bombardierung der baskischen Stadt Guernica am 26. April 1937 durch deutsche und italienische Bomber war eines der schrecklichsten Ereignisse des Spanischen Bürgerkriegs.
„Guernica“
Frankreich, 1937
Bronzeskulptur
René Iché (1897-1954)
Haus der europäischen Geschichte, Brüssel, Belgien

Das Nazi-Regime unterdrückte seine Gegner auf brutalste Weise und sorgte dafür, dass alle, die aufgrund abweichender politischer Ansichten, zivilen Ungehorsams oder Widerstand als Sicherheitsrisiko betrachtet wurden, in Konzentrationslagern verschwanden.
Tafel der Kennzeichen für KZ-Häftlinge Konzentrationslager
Dachau, Deutsches Reich, um 1938-1942 Reproduktion
KZ-Gedenkstätte Dachau, Deutschland Bundesarchiv, Bild 146-1993-051-07 / CC-BY-S.A 3.0, Koblenz, Germany

Der zweite weltkrieg
Der Zweite Weltkrieg wird oft als „totaler Krieg“ bezeichnet, bei dem nicht mehr zwischen Soldaten und Zivilisten unterschieden wurde. Millionen Menschen fielen Massenhinrichtungen, Deportationen, Hunger, Zwangsarbeit und Bombardements zum Opfer oder wurden in Konzentrationslagern ermordet.
Unter der Naziherrschaft fielen Millionen Menschen der systematischen Verfolgung und Ermordung zum Opfer. Sowohl sein Ausmaß als auch seine bürokratisierte Durchführung machen den Völkermord an den europäischen Juden zu einem in der Geschichte beispiellosen Ereignis. In Mittel- und Osteuropa, wo Nationalsozialismus und Stalinismus aufeinander prallten, wurde der Krieg mit besonderer Grausamkeit geführt.
Deutschlands Streben nach territorialer Expansion und der Vormachtstellung in Europa stürzte den Kontinent am 1. September 1939 in den Krieg. Eine Woche zuvor hatten sich Hitler und Stalin auf einen Nichtangriffspakt geeinigt. In einer geheimen Klausel dieses Pakts wurden Mittel- und Osteuropa in eine deutsche und eine sowjetische Interessensphäre aufgeteilt.
„Deutschlands europäische Sendung“
Berlin, Deutsches Reich, ca. 1941
Werner von Axster-Heudtlaß
Plakat Reproduktion
Deutsches Historisches Museum, Berlin, Deutschland

Die brutale Gewaltherrschaft der Deutschen, unter der die Bevölkerung in den besetzten Gebieten litt, ließ den Widerstand stärker werden. Der Widerstand nahm je nach Land unterschiedliche Gestalt an. Er reichte von großen militärischen Zusammenstößen in Griechenland, Polen, Jugoslawien und der Sowjetunion bis zu zivilem Widerstand.
Partisanen der Volksbefreiungsarmee
Jugoslawien, 1942-1945
Fotografie
Hrvatski povijesni muzej, Zagreb, Kroatien

In fast allen besetzten Gebieten mussten Juden den gelben Stern tragen. Diese Maßnahme diente dazu, sie auf beschämende und erniedrigende Weise aus der Gesellschaft auszuschließen. Die Deportation der Juden in Ghettos war eine zentrale Maßnahme zur Vorbereitung der Shoah.
Judenstern aus Frankreich
Frankreich, 1942-1944
בית לוחמי הגטאות / Haus der Ghettokämpfer, Westgaliläa, Israel

Das werk der zerstörung
Etwa 60 Millionen Menschen kamen im Zweiten Weltkrieg ums Leben. Annähernd zwei Drittel von ihnen waren Zivilisten. Zahlen allein reichen aber nicht aus, um das ganze Ausmaß der persönlichen Tragödien und die katastrophalen Auswirkungen dieser Ereignisse auf einzelne Bevölkerungsgruppen deutlich zu machen. Die hier ausgestellten Gegenstände erzählen von den menschlichen Schicksalen, die mit den Geschehnissen verbunden waren, und regen uns zum Nachdenken darüber an, wie Menschen Traumata und Verluste dieses Ausmaßes bewältigen können.
Audio guides
Hunderttausende Zivilisten starben während der Belagerungen an Hunger und an durch Unterernährung ausgelösten Krankheiten.
Hungernde Niederländerin
Amsterdam, von Deutschland besetzte
Niederlande, 1944-1945
Casparus Bernardus (Cas) Oorthuys (1908 1975)
Fotografie
Nederlands Fotomuseum, Rotterdam, Niederlande

In der Sowjetunion wurden während des Krieges und auch danach unter Stalin Millionen Menschen zwangsumgesiedelt. Ein deportierter Anwalt schrieb diesen Brief auf einem Stück Birkenrinde. Die Arbeit im Gulag hatte ihn schwer erkranken lassen. Er schildert seine Hoffnung, seine Familie wiederzusehen. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht.
Brief eines Gulag-Häftlings Wjatlag
Sowjetunion
Januar 1943 Birkenrinde
Tukuma muzejs, Tukums, Lettland

Die Überlebenschancen eines Kriegsgefangenen hingen davon ab, auf welcher Seite und in welcher Phase des Krieges er in Gefangenschaft geriet. Das Amerikanische Rote Kreuz packte und verschickte mehr als 27 Millionen Päckchen. Sie sollten die Chancen der Gefangenen auf ihre Heimkehr erhöhen.
Rotkreuzpaket Vereinigtes
Königreich, 1945
Karton
Imperial War Museum, London, Vereinigtes Königreich
