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InterActions: die erste Wechselausstellung des Hauses der Europäischen Geschichte

Die erste temporäre Ausstellung des Hauses der Europäischen Geschichte

Die gesamte inhaltliche Entwicklung im Team des Hauses der Europäischen Geschichte erfolgt auf der Grundlage akademischer und museologischer Standards und in Absprache mit unserem Akademischen Ausschuss. In diesem Fall haben wir ein umfassendes Brainstorming über viele mögliche Themen durchgeführt, die vielversprechendsten recherchiert und dem Akademischen Ausschuss des Projekts eine kurze Liste vorgelegt, die sich eindeutig für dieses Thema ausgesprochen hat. Das Thema wurde unter anderem deshalb ausgewählt, weil es die Dauerausstellung um eine weitere Perspektive ergänzt: Es erforscht verschiedene Formen sozialer und kultureller Interaktionen zwischen Europäern, von der Antike bis heute. Kämpfen, Handeln, Verhandeln und Lernen sind die Interaktionen, die im ersten Raum präsentiert werden, während der zweite Raum das aus dem Austausch resultierende kulturelle Erbe erforscht.

 

Temporäre Ausstellungen bieten uns eine großartige Gelegenheit, unser Publikum zu entwickeln und ihm ein abwechslungsreiches Angebot zu machen. Eine temporäre Ausstellung kann beispielsweise dem klassischen Museumsansatz folgen und eher objektbasiert sein, während die darauf folgende Ausstellung immersiver, interaktiver, kunstbasiert oder sogar nur auf einen Teil der Gesellschaft, wie z.B. Kinder, zugeschnitten sein könnte. Durch diese Vielfalt an Themen und Inhalten können wir ein breites Publikum ansprechen, auch Menschen, die normalerweise keinen Museumsbesuch in Betracht ziehen. Wechselausstellungen ergänzen den Inhalt der Dauerausstellung, indem sie zum Beispiel weiter in die Geschichte zurückgehen oder bestimmte Themen vertiefen.

Ich möchte zwei sehr unterschiedliche Objekte erwähnen, die mit den beiden Hauptteilen der Ausstellung zusammenhängen. Das erste ist eine Originalkopie des Westfälischen Friedens, der 1648 zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges unterzeichnet wurde. Dieses Objekt ist aufgrund seiner historischen Bedeutung faszinierend, und wir sind sehr froh, dass wir es trotz seiner Kostbarkeit als Leihgabe erhalten. Die Ausstellung wird anhand dieses Objekts die Geschichte der langwierigen Verhandlungen erzählen, die schließlich zur Unterzeichnung des Vertrags führten. Die Delegierten brauchten Jahre, um zu einer Einigung zu kommen, auch weil sie ihre Positionen manchmal mit ihrem Herrscher auf dem Korrespondenzweg abstimmen mussten - Sie können sich leicht vorstellen, wie schwierig das zu Zeiten war, als Briefe mit Pferdegeschwindigkeit unterwegs waren.

Der zweite Gegenstand stammt aus dem täglichen Leben: es ist eine Gabel mit nur zwei Zinken. Sie ist eine der ersten Gabeln, die jemals in Europa verwendet wurden, und erzählt eine interessante Geschichte des 'Austauschs'. Im Grunde genommen steht die Gabel für einen umfassenderen Punkt, den die Ausstellung untersucht: dass viele Dinge, die wir in unserem täglichen Leben benutzen, das Produkt eines früheren kulturellen Austauschs sind. Die Gabel wurde im mittelalterlichen Europa, wo man mit den Fingern und einem Messer aß, im Allgemeinen nicht verwendet. Der Literatur zufolge wurde die Gabel in Italien von einer byzantinischen Königin eingeführt, die durch ihre Heirat nach Italien kam. Von Italien aus wurde sie dann am französischen Hof eingeführt.

Unsere Aufgabe als Ausstellungskuratoren ist es, den Inhalt auf der Grundlage historischer Recherchen zu entwickeln. Professionelle Museumsdesigner helfen uns dabei, sie zum Leben zu erwecken. Wir möchten, dass die Besucher die temporäre Ausstellung mit allen Sinnen erleben - sehen, hören, sich bewegen, berühren und sogar riechen. Im Rahmen des Ausschreibungsverfahrens haben wir ein erstklassiges Designteam ausgewählt, das über große Erfahrung in der Entwicklung interaktiver Ausstellungen verfügt.

Die temporäre Ausstellung besteht aus zwei Hauptbereichen - beide sind immersiv. Der erste Bereich versetzt die Besucher in verschiedene Umgebungen, in denen wichtige Begegnungen stattfanden, indem er sie mit historischen Bildern umgibt, zum Beispiel von Marktplätzen und Schlachtfeldern. Im zweiten Bereich taucht der Besucher in die Räume eines Hauses ein und entdeckt die europäischen Begegnungen anhand der Objekte in jedem Raum.

 

Wir haben am Ende der Ausstellung ein interaktives Tool mit dem Titel "Tracking My Europe". Es stellt den Besuchern ein paar Fragen, z.B. wo sie geografisch gesehen familiäre Bindungen haben, wo sie geschäftlich tätig sind, wo sie Urlaub machen usw., aber auch, was sie an anderen europäischen Ländern mögen. Dabei werden interessante Verbindungen zwischen den Europäern aufgedeckt: Viele Menschen mögen italienisches Essen oder leben nicht in dem Land, in dem sie geboren wurden.

Tracking My Europe sammelt die Verbindungen, den Austausch und die Bewegungen der Menschen und stellt sie als ein Netz europäischer Interaktionen auf einer Karte dar. Es wäre sehr hilfreich, wenn die Besucher der temporären Ausstellung diese Fragen beantworten und zur Visualisierung der heutigen Verbindungen beitragen könnten.