Einleitung
Unter Federführung des Leibniz-Instituts für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) in Leipzig und der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden haben sich im Jahr 2020 zwölf renommierte europäische Museen und Forschungsinstitute aus Schweden, Deutschland, Polen, der Tschechischen Republik, Italien, Spanien und Belgien in einem Kooperationsprojekt zusammengeschlossen, um Bedeutung und Funktion der Künste in Kriegszeiten zu untersuchen. Jede der beteiligten Institutionen repräsentiert eine andere Region Europas und stellt das Thema aus der jeweils eigenen Perspektive dar.
Was sie eint, ist der gemeinsame Wunsch, eine langfristige und intensive Zusammenarbeit in den Bereichen Forschung, Museumsarbeit und Bildung aufzubauen. Ein weiteres Ziel ist es, eine Verbindung zu aktuellen Themen wie europäischer Zusammenhalt, Vertreibung und Migration oder Bedeutung des kulturellen Erbes für die Identitätsbildung herzustellen. Diese Themen sind angesichts des erneuten Krieges in Europa von besonderer Relevanz.
Ein erstes Ergebnis dieses vielschichtigen europäischen Projekts ist der Aufsatzband Bellum & Artes. Mitteleuropa im Dreißigjährigen Krieg, der 2021 erschienen ist und an dem 42 Autoren aus acht Ländern mitgewirkt haben.
Beiträge der Partner
Die europaweite Veranstaltungsreihe Bellum & Artes wurde durch eine gleichnamige Ausstellung eröffnet. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und das Leibniz Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) zeigten Bellum & Artes. Sachsen und Mitteleuropa im Dreißigjährigen Krieg im Dresdner Residenzschloss in 2021, anlässlich des 400. Jahrestages der Schlacht am Weißen Berg (1620). Der thematische Schwerpunkt dieser Ausstellung war die politische Rolle und künstlerische Darstellung Sachsens im europäischen Kontext unter Kurfürst Johann Georg I. (reg. 1611–1658).
Das Instytut Historii Sztuki Uniwersytetu Wrocławskiego (Institut für Kunstgeschichte der Universität Wrocław) erforschte die Notlage der schlesischen Kunst und Künstler während des Dreißigjährigen Krieges. Die Posterausstellung Bellum & Artes. Casus Silesiae wurde von Mai bis Oktober 2023 im Universitätsmuseum Wrocław gezeigt.
Das Livrustkammaren, die Schwedische Rüstkammer in Stockholm, wird im Herbst 2024 eine Ausstellung eröffnen, die Einblick in die Geschichte des Schwedischen Reichs und seiner Rolle in Europa in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges geben wird. In der Ausstellung werden der schwedische König Gustav Adolph, der Dreißigjährige Krieg und seine Auswirkungen auf die Kulturgeschichte Schwedens thematisiert.
Das Muzeum Umĕní Olomouc (Erzdiözesanmuseum in Olomouc) untersucht den Zweck von Feuerwerkskörpern in dieser Epoche und eröffnet die Ausstellung Feuerdramen: Schießpulver, Feuerwerke und Feuerwerksbeleuchtungen in der europäischen Kunst im Sommer 2024. Eine weitere Ausstellung, die sich mit der Propaganda der katholischen Habsburger-Dynastie während des Dreißigjährigen Krieges befasst, wird im Jahr 2026 zu sehen sein.
Die Carolina Rediviva – Uppsala Universitetsbibliotek erforscht seit vielen Jahren in internationaler Zusammenarbeit die Teile ihrer Sammlungen, die während der schwedischen Feldzüge als Kriegsbeute beschlagnahmt wurden. Im Jahr 2026 wird die Bibliothek der 1631/32 in Mainz geplünderten Büchersammlung eine Ausstellung widmen.
Das Muzeum Narodowe w Gdańsku (Nationalmuseum in Gdańsk) beherbergt eine bedeutende Sammlung von Drucken des französischen Zeichners und Kupferstechers Jacques Callot, der sich in seinen Werken intensiv mit den Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges auseinandersetzte. Seine Drucke werden den Kern einer Ausstellung bilden.
Die Národní galerie Praha (Nationalgalerie, Prag) plant im Rahmen des Partnerschaftsprojekts zwei Ausstellungen über die Prager Schule der Malerei und Grafik der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Die Plünderung von Kunstwerken aus der einzigartigen Gonzaga-Sammlung im Jahr 1630 durch kaiserliche Truppen wird im Palazzo Ducale di Mantova aufgearbeitet. In einem Workshop mit Vertretern europäischer Museen und Forschungsinstitute wird untersucht, wie Museen die Herkunft von Kunstwerken, die während des Dreißigjährigen Krieges geraubt worden sind, klären können.
Schließlich erforschen das Schlesische Museum zu Görlitz und das Museo Nacional del Prado in Madrid den schlesischen Maler Bartholomeus Strobel und sein Monumentalgemälde Das Fest des Herodes mit der Enthauptung Johannes des Täufers, ein Schlüsselwerk aus dem Dreißigjährigen Krieg, das sich heute in der Sammlung des Prado Museums befindet.